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Digitalisierung deutscher Notaufnahmen auf dem Prüfstand: Insights im Digital Health Whitepaper
Erste Untersuchung bildet die Grundlage für das Digital Health Whitepaper
Dass Deutschland bei der Digitalisierung Gesundheitswesens hinterherhinkt, ist kein Geheimnis: In der #SmartHealthSystems Studie der Bertelsmann Stiftung besetzte unser Gesundheitssystem 2018 nur den vorletzten Platz. Die jüngere Untersuchung „Digital Radar“ im Rahmen des Krankenhauszukunftsgesetzes (KHZG), welches die Stärkung der digitalen Infrastruktur in Krankenhäusern mit wissenschaftlicher Begleitung und Reifegradmessung vorsieht, zeigt ebenfalls große Digitalisierungslücken in deutschen Krankenhäusern auf. Auch die Notfallversorgung ist davon nicht ausgenommen. Erstmals wurde die Lage in Notaufnahmen wissenschaftlich untersucht: Die Befragung von über 100 ärztlichen und pflegerischen Notaufnahmeleitern, die 2022 im Auftrag der eHealth-Tec GmbH durchgeführt wurde, bestätigt digitale Rückstände und zeigt die wichtigsten Handlungsbedarfe, um eine zeitgemäße Notfallversorgung aufzubauen. Anhand der vier Handlungsfelder Infrastruktur, Patientensicherheit, Digital Enablement und Patientenintegration beleuchtet unser Digital Health Whitepaper die zentralen Optimierungspotentiale.
In diesen vier Bereichen kann die Digitalisierung die Notaufnahmen voranbringen
“Krankenhäuser und deren IT-Abteilungen sind seit Jahrzehnten unterfinanziert, haben wenig Budget für die strategische und operative Umsetzung ihrer IT- und Digitalisierungsprojekte und müssen eigentlich eine Mangelverwaltung betreiben.“ Nach Lukas Illini, dem Geschäftsführer der bcmed GmbH, die Unternehmen und Organisationen im Gesundheitswesen berät, ist das einer der Hauptgründe für den digitalen Rückstand der Krankenhäuser und Notaufnahmen. Die Defizite fangen bereits im strukturellen Bereich an: Die meisten Notaufnahmen klagen über fehlende IT-Arbeitsplätze, WLAN-Abdeckung oder Ausstattung mit digitalen Geräten. Vor allem die mangelnde Interoperabilität macht sich anhand von fehlenden Schnittstellen zwischen verschiedenen Geräten, Abteilungen und Systemen bemerkbar.
Im Hinblick auf Patientensicherheit existieren ebenfalls große Lücken. Neben Datenschutz-Risiken sind auch gesundheitsrelevante Aspekte betroffen. Beispielsweise nutzt nur die Hälfte der Notaufnahmen digitale Arzneimittelsicherheitssysteme, die Wechselwirkungen von verschiedenen Medikamenten erfassen.
Ein weiterer Problembereich betrifft das digitale Know-how des Personals. Die Notaufnahmeleitungen forderten im Rahmen der Befragung sowohl eine Vereinheitlichung der Systeme als auch weiterbringende Schulungskonzepte und Trainings für medizinisches Personal. Bemängelt haben die Befragten insbesondere, dass existierende Anwendungen weder benutzerfreundlich sind noch die Anforderungen der benötigten Funktionen erfüllen.
Um das Personal zu entlasten, wäre es essentiell, die Patienten in die Behandlung mit einzuschließen. Das Potential, eigene Endgeräte in den Behandlungsprozess zu integrieren oder bereits bestehende Daten, etwa EKG von Smartwatches, zu verwenden, wird dabei verschenkt.
Dusan Trifunovic, der die Notfallambulanzen am Eichsfeld Klinikum leitet, wo kürzlich umfassende Digitalisierungsmaßnahmen umgesetzt wurden, meint: “Wenn die Informationen über den Patienten vor dem Patienten in der Notaufnahme eintreffen, steigt die Geschwindigkeit in der Notfallversorgung, was eine Qualitätssteigerung der Behandlung bedeutet. Der Schlüssel für die Geschwindigkeit ist die Digitalisierung.”
Dänemark zeigt eine mögliche Lösung für die Zukunft der Notfallversorgung
Die Ergebnisse aus dem Whitepaper verdeutlichen neben der ernsten Lage im Gesundheitssektor auch das Optimierungspotential durch Digitalisierung. Im internationalen Vergleich wird der Nachholbedarf noch deutlicher. Der Anteil der Patienten, die über die Notaufnahmen in stationäre Krankenhäuser eingeliefert werden, lag in Deutschland im Jahr 2020 bei 45 % aller Krankenhauspatienten – dies ist doppelt so hoch wie in anderen Ländern. Das Beispiel Dänemark zeigt, dass eine Umstrukturierung funktionieren kann. Dabei wurden im Rahmen einer Reform weniger, aber dafür besser qualifizierte Krankenhäuser errichtet. Gleichzeitig ist die Zahl der Notaufnahmen sogar zurückgegangen. Laut Andreas Ropertz, dem Geschäftsbereichsleiter von ERPath, muss dies jedoch immer im Kontext lokaler Gegebenheiten betrachtet werden. Die Rahmenbedingungen gilt es zu analysieren, zu verbessern und als Chance auch für Deutschland zu sehen.
Alle Informationen im Digital Health Whitepaper kostenlos als Download
Alle Informationen zur Befragung, die vollständigen Ergebnisse und einen weiteren Zukunftsausblick auf mögliche Handlungsschritte können Sie im eHealth-Tec Whitepaper „Im Notfall analog?“ nachlesen. Hier geht es zum kostenlosen Download: https://www.erpath.com/de/whitepaper