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Erste Ergebnisse der DigitalRadar-Studie: Wie digital sind deutsche Krankenhäuser?
Im Rahmen des „Zukunftsprogramms Krankenhäuser“ nach dem 2020 beschlossenen Krankenhauszukunftsgesetz (kurz: KHZG) stellen Bund und Länder rund 4,3 Milliarden Euro für die Digitalisierung und Modernisierung von Krankenhäusern in Deutschland zur Verfügung. Die Förderung ging allerdings mit einer Verpflichtung einher: Kliniken mussten zunächst eine Bestandsaufnahme machen und ihren aktuellen digitalen Reifegrad erheben lassen, um später die Fördereffekte messbar zu machen. Mit der Studie hat das Bundesministerium für Gesundheit das Konsortium DigitalRadar beauftragt, das die Untersuchung konzipiert und in Form einer Online-Selbstauskunft von Oktober bis Dezember 2021 durchgeführt hat. 1.616 der insgesamt 1.900 Plankrankenhäuser – mehr als 90 Prozent – haben an der Umfrage teilgenommen. Die ersten Ergebnisse, die nun veröffentlicht wurden, sollen die Basis für konkrete Maßnahmen und Strategien bilden.
Die DigitalRadar-Untersuchung –
Aufbau und Teilnehmer
Der Fokus der DigitalRadar-Studie lag auf sieben Dimensionen, innerhalb derer insgesamt 234 verschiedene Kriterien geprüft wurden:
- Strukturen & Systeme: Krankenhauskennzahlen, Softwareanwendungen, etc.
- Resilienz-Management & Performance: IT-Sicherheit, Mitarbeiterzufriedenheit, etc.
- Organisatorische Steuerung & Datenmanagement: Verfügbarkeit von Ressourcen, Datennutzung zur Qualitätskontrolle, etc.
- Klinische Prozesse: Therapiesicherheit, Auftragsmanagement, flexibles Arbeiten, etc.
- Informationsaustausch: Interoperabilität, externer Informations- und Datenaustausch, etc.
- Telehealth: Nutzung von Telehealth-Anwendungen wie Online-Sprechstunden, Anbindung der Notaufnahme, etc.
- Patientenpartizipation: Nutzung digitaler Lösungen zur Patienteneinbindung, z.B. Patientenportale, Zugriff auf Informationen, etc.
Innerhalb der Untersuchung wurden verschiedene Akteure im Krankenhaus zu den einzelnen Dimensionen bzw. Kriterien befragt – darunter auch das klinische Personal, die Verwaltungen und die IT-Abteilungen. Die Krankenhäuser konnten dabei insgesamt 100 Punkte sammeln. Um auch die Möglichkeit für einen internationalen Vergleich herzustellen, nimmt der DigitalRadar-Kriterienkatalog die wesentlichen Kriterien des Electronic Medical Record Adoption Model (EMRAM) auf. Dieses Modell ist international verbreitet und untersucht ebenfalls den Digitalisierungsstand von Krankenhäusern.
DigitalRadar-Untersuchung:
Wo gibt es das meiste Optimierungspotential?
Die ersten Ergebnisse der DigitalRadar-Erhebung zeigen: Deutschlands Krankenhäuser haben in Sachen Digitalisierung noch einiges aufzuholen. Zwar weist der Großteil der Krankenhäuser eine grundlegende Basis für die weitere Digitalisierung auf, sehr gut aufgestellt war allerdings keiner der Teilnehmer – so erreichte das am besten bewertete Krankenhaus 64 von 100 maximal möglichen Punkten. Im Schnitt erreichen die Krankenhäuser ca. 33 Punkte mit einer Standardabweichung von 10 Punkten. Innerhalb der verschiedenen Dimensionen sind ebenfalls Unterschiede erkennbar: Die Krankenhäuser sind in der Dimension “Strukturen & Systeme” der DigitalRadar-Untersuchung gut aufgestellt. Besonders in den Bereichen Telehealth, Patientenpartizipation und Datenaustausch (und damit auch Interoperabilität) besteht allerdings Ausbaubedarf.
Eine positive Nachricht: Im internationalen Vergleich mit anderen Industrieländern wie den USA oder Australien schneidet Deutschland auf Basis des EMRAM-Reifegrades solide ab. Deutlich mehr Krankenhäuser als in den Vergleichsnationen überschreiten in Deutschland den Reifegrad 0.
Die finale Auswertung der Vergleichsergebnisse soll Mitte 2022 veröffentlicht werden. Sie wird konkrete Auskünfte über die Details des internationalen Vergleichs geben.
Was lässt sich aus den DigitalRadar-Ergebnisse für die Zukunft ableiten?
Die DigitalRadar-Untersuchung legt die Basis für den Digitalisierungsausbau im Rahmen des KHZGs. In den Ergebnissen wird deutlich, wie unterschiedlich der Stand der Digitalisierung in deutschen Krankenhäusern ist. Zudem haben die Kliniken bislang unterschiedliche Prioritäten für die Digitalisierung gesetzt. Dank der Fördergelder können diese Digitalisierungslücken geschlossen und der Digitalisierungsgrad weiter ausgebaut werden.
2023 wird dann erneut gemessen: Nachdem die Fördermaßnahmen des KHZGs abgeschlossen sind, sollen sich Deutschlands Krankenhäuser einer abschließenden Reifegradmessung unterziehen. Erst dann wird sich zeigen, ob sie das Entwicklungspotential tatsächlich genutzt haben.